Hanau. Eine schwere Krankheit verändert alles: Mit einem Schlag ist das Ende des Lebensweges absehbar. In Pandemiezeiten ist dieser Weg zusätzlich oft ein einsamer: Kontakte werden auf ein Minimum reduziert, die Angst, die verbleibende Zeit durch eine Covid19-Infektion noch weiter zu verkürzen, ist groß. Doch grade in einer solchen Lebenssituation ist es wichtig, nicht allein zu sein, wie Annette Böhmer von der Arbeitsgemeinschaft Hospizdienst weiß. Aus diesem Grund sind die ehrenamtlichen Hospizbegleiter*innen auch während der Pandemie im gesamten Main-Kinzig-Kreis aktiv. Unter Nutzung verschiedenster Möglichkeiten des Infektionsschutzes stehen sie den Betroffenen und ihren Angehörigen gerne zur Seite. "Wir sind da", fasst Böhmer zusammen. "Für ein Leben bis zuletzt."
In der Arbeitsgemeinschaft Hospizdienst wird die Corona-Pandemie seit Beginn ernst genommen: "Wir alle sind uns der besonderen Gefahren bewusst und gehen mit dem Thema sehr sensibel um", stellt Böhmer fest. Gerade im Kontakt mit Schwerstkranken ist große Vorsicht geboten um mögliche Infektionen zu verhindern. "Wir haben für unsere Ehrenamtlichen ganz viele FFP2-Masken, Schnelltests und Desinfektionsmittel angeschafft", berichtet die Leiterin. "Vor jedem Patientenbesuch testen sich unsere Hospizbegleiter um die Gefahr einer Ansteckung so gering wie möglich zu halten." Dies habe bisher auch sehr gut funktioniert. Mehr als 40 ehrenamtliche Hospizbegleiter*innen aus dem Team der AGH seien inzwischen außerdem bereits zumindest geimpft. "Wir sind uns der Tatsache bewusst, dass wir eine ganz besondere Aufgabe erfüllen."
Trotzdem sind die Anfragen an den ambulanten Hospizdienst während der Pandemie zurückgegangen. "Wir erleben, dass die Menschen durch die Pandemie sehr zurückhaltend sind", stellt Annette Böhmer, die Fachbereichsleiterin der Arbeitsgemeinschaft Hospizdienst, fest. Aktuell stehen die ehrenamtlichen Hospizbegleiter*innen 24 Personen im Main-Kinzig-Kreis zur Seite. Zum Vergleich: Vor der Pandemie 2019 waren es zur selben Zeit 47 Begleitungen. Die Halbierung der Begleitungen bilde dabei aber keineswegs die tatsächliche Situation der Betroffenen ab, ist Böhmer überzeugt. "Viele Menschen arbeiten zwar aktuell im Homeoffice und sind dadurch auch einfach da", stellt Böhmer fest. Die Situation zuhause sei dadurch aber nicht automatisch entspannter. Der Spagat zwischen Homeoffice, Homeschooling und den Aufgaben als pflegender Angehöriger kann eine enorme Belastung sein. Mit den Besuchen der ehrenamtlichen Hospizbegleiter*innen möchte man hier auch Entlastung bieten. Eine Verschnaufpause in einem fordernden Alltag. "Die Menschen denken oft, es müsse immer etwas ganz Großes sein, damit sie unsere Hilfe in Anspruch nehmen können", stellt Böhmer fest. "Das ist aber überhaupt nicht der Fall. Wir helfen gerne auch im Kleinen."
Digitale Letzte Hilfe-Kurse
Ein Beispiel, wie die Arbeitsgemeinschaft Hospizdienst dabei auch in Pandemiezeiten versucht für die Menschen da zu sein, sind die sogenannten "Letzte Hilfe-Kurse": Ein Angebot ,das Menschen helfen soll ihre Angehörigen auch auf den letzten Stück ihres Lebensweges einfühlsam und liebevoll zu begleiten. "Wir wollen Ängste und Unsicherheiten abbauen und den Menschen zeigen, wie sie Sterbenden mit einfachen Dingen begleitend zur Seite stehen können", erklärt Böhmer. Das Projekt in Kooperation mit dem Main-Kinzig-Kreis und verschiedenen Partnern des Hospiz- und Palliativnetzwerkes ist dabei bereits 2020 auf den Weg gebracht worden. Grundgedanke war, die Kurse dezentral im gesamten Main-Kinzig-Kreis anzubieten, damit alle Interessierten die Gelegenheit haben, dieses Angebot wohnortnah wahrzunehmen. Wegen der anhaltenden Pandemie war dies so bisher nicht möglich. "Wir haben uns deshalb entschlossen, das Ganze nun als Online-Veranstaltung anzubieten." Der erste digitale "Letzte Hilfe-Kurs" hat kürzlich stattgefunden. Die 13 Kursteilnehmer waren voll des Lobes über den sehr abwechslungsreich gestalteten Kurs. Besonders die Fülle an Wissen über die letzte Lebensphase überraschte sie dabei sehr. Der fünfstündige Kurs - aufgeteilt auf zwei Abende - machte ihnen Mut für die Begleitung sterbender Menschen. Der nächste digitale Kurs findet am 10. und 15. Juni statt. Die Teilnahme ist kostenlos, eine Spende wird erbeten. Weitere Termine zu den Letzte Hilfe-Kursen finden Sie auch im Internet unter www.caritas-mkk.de/Aktuelles/Termine oder auf der Facebook-Seite des Caritas-Verbandes für den Main-Kinzig-Kreis.