Engagierte und fachkundige Pflege dient allen!
Die Pandemie scheint abzuflauen und hinterläßt uns in der aktuellen Situation mehr Probleme denn je. Die öffentlichen Appelle, die unüberschaubare Zahl an Medienveröffentlichungen, die Absichtserklärungen der politischen Kräfte, die kleinen Schritte einer eigentlich groß geplanten Pflegereform stimmen nicht gerade hoffnungsvoll.
Es gibt weiterhin laufende Petitionen, Aufrufe, Analysen und Forderungskataloge zum Thema aus verschiedenen Teilen der Gesellschaft. Die Forderungen zur Verbesserung der Rahmenbedingungen in der Pflege stimmen weitgehend überein. Man weiß eigentlich, was zu tun wäre. Die neuen aktuellen Entwicklungen und politischen Prioritäten durch den Ukrainekrieg, seine unmittelbaren und sekundären Folgen auch auf das Sozialsystem drängen die Pflegeproblematik aber weiter in den Hintergrund. Wenn unsere Verteidigung nach außen zunächst 100 Millionen Euro (neuere Stimmen fordern 300 Millionen) benötigt und viele andere Probleme der Pandemie und Energielage abgefedert werden müssen, kann man sich unschwer ausmalen, welche Prioritäten dem Sozialsektor eingeräumt werden.
Rund fünf Millionen Menschen arbeiten bundesweit in der Sozialwirtschaft. Dies ist ein gewichtiger Wirtschafts- und Arbeitsmarktfaktor, auch wenn er nicht zur gewinnbringenden produzierenden Industrie gehört. Gute und fachkundige Pflege ist für die bedürftigen Menschen ein Gewinn an Lebensqualität und Daseinsvorsorge. Dies ist aber letztlich kein Konsumprodukt, das sich mit Gewinn verkaufen lässt. Gerade deshalb wird Pflege in einer ökonomisch dominierten Welt meist nachrangig behandelt. Echte Wertschätzung für diesen Berufsstand ist ziemlich überschaubar.
Um den Pflegenotstand und seine Folgen nachhaltig zu bekämpfen, sind vordringlich drei Bereiche aktiv anzupacken:
1. Eine Steigerung der Wertschätzung für Pflegeberufe
2. Ein umfassendes Konzept zur Gewinnung von Fachkräften und Nachwuchs
3. Die Verbesserung der Arbeitsbedingungen
(siehe Forderungskatalog unten)
Es ist weiterhin dringend erforderlich über die Pflegeproblematik hinaus einen umfassenderen Blick auf unser Gesundheitswesen im Sinne einer großen Reform zu werfen. Ökonomische Gesichtspunkte sind dabei wichtig, aber bei weitem nicht alles.
Wir können also einfach nicht so weitermachen und uns von der Komplexität des Themas und unterschiedlichen Interessen abschrecken lassen. Wir werden auch einen leeren Pflegearbeitsmarkt nicht wieder entspannen, wenn nicht mittel-und langfristig tragbare Maßnahmen erfolgen.