Hanau/Main-Kinzig-Kreis. Beim Thema Sterbebegleitung haben viele direkt ein bestimmtes Bild vor Augen. Meist ein eher düsteres. Doch die Realität ist oft anders. Dies verdeutlichte AGH-Leiterin Annette Böhmer-Seeliger beim diesjährigen Jahresempfang der Arbeitsgemeinschaft Hospizdienst eindrucksvoll: Unter dem Titel "Perlen der Sterbebegleitung" gab sie einen berührenden Einblick in die Arbeit der ehrenamtlichen Hospizbegleiter und Hospizbegleiterinnen.
Auch wenn ein kurzer Blick auf die Arbeit und das Wirken der AGH bei einem Jahresempfang natürlich obligatorisch ist, hat man hier in diesem Jahr einen besonderen Schwerpunkt gesetzt, wie der Vorsitzende der AGH, Meinrad Wösthoff, bei der Begrüßung feststellte. Hatten in der Vergangenheit ausgesuchte Gäste mit Vorträgen, Lesungen oder Ähnlichem im Mittelpunkt der Veranstaltung gestanden, wolle man diesmal bewusst die ambulanten Hospizbegleitung in den Fokus stellen: "In diesem Jahr werden wir den Blick einmal auf unsere eigene Arbeit und die unseres Teams werfen", so Wösthoff, der sich bei dieser Gelegenheit herzlich bei den haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der AGH für ihren Einsatz bedankte. Ein Dank, dem sich der erste Kreisbeigeordnete, Andreas Hofmann, und der Hanauer Bürgermeister Dr. Maximilian Bieri, anschlossen. "Dieser Jahresempfang ist auch eine Feier des Lebens und der Hoffnung. Und für diese Hoffnung stehen Sie", so Hofmann. Die Arbeit der AGH und das Engagement der vielen ehrenamtlichen Hospizbegleiter sei ein kostbares Geschenk. "Der Hospizdienst leistet in unserer Gesellschaft eine wertvolle und unverzichtbare Arbeit." Egal ob in Pflegeheimen, auf Stationen, in Hospizen oder zu Hause: "Sie geben den Menschen in der letzten Phase ihres Lebens Geborgenheit", stellte Bürgermeister Bieri fest und bedankte sich dafür auch im Namen der Stadt Hanau. Er hoffe, dass man diesen Weg gemeinsam weitergehen werde.
Doch wie genau sieht die Begleitung von schwerstkranken und sterbenden Menschen eigentlich aus? Auf alle Fälle sehr viel bunter und lebendiger als viele vielleicht denken. Dies machten die verschiedenen Berichte, die AGH-Leiterin Annette Böhmer-Seeliger von Kolleginnen, Ehrenamtlichen und Patienten zusammengetragen und verschriftlicht hat, schnell deutlich. Unter dem Titel "Perlen der Sterbebegleitung" teilte sie die verschiedenen Erfahrungsberichte mit den Anwesenden und schenkte ihnen so einen kleinen Einblick in die große Vielfalt dieses besonderen Aufgabenfeldes. Einfühlsam, aber auch mit einer guten Prise Humor, berichtete sie von der Patientin, die gerne beim Spielen schummelte und beim Foto für die Traueranzeige großen Wert auf Faltenfreiheit legte. Sie erzählte von der Hospizbegleiterin, die mit ihren Klangschalen im stationären Hospiz für besondere Erlebnisse sorgt. Und von einem ukrainischen Mann, der mit seiner Begleitung gerne Karten und Schach spielte: "Unsere Hospizbegleiterin hat kein Wort verstanden und sie kennt bis heute die Spielregeln nicht", verriet Böhmer-Seeliger. Ein Beispiel, dass am Ende aber auch vor allem eins deutlich zeiget: "Wissen ist zuweilen nützlich, aber allein nutzt es nichts." Es komme immer auch auf das Herz an. So etwa auch in der Geschichte, in der eine Angehörige nach dem Tod ihres Mannes nachts keinen Schlaf findet und von der Nachbarin daraufhin eine heiße Suppe gebracht bekommt. "Es gibt viel, was ich tun kann, auch wenn ich nicht weiß, was ich tun soll", fasste Böhmer-Seeliger zusammen. Doch egal von wem die AGH-Leiterin berichtete, welche Geschichte sie mit dem Publikum teilte, eins wurde dabei auf alle Fälle deutlich: "Hospiz ist Vielfalt: Die Vielfalt der Menschen, die wir begleiten und die Vielfalt der Fähigkeiten und Persönlichkeiten unserer Hospizbegleiter." Sie hoffe, den Anwesenden mit diesen verschiedenen Perlen, von denen es noch viele mehr gebe, einen Einblick in die Arbeit der Hospizbegleiter vermittelt und gezeigt zu haben, warum sie alle ihre Aufgabe so gerne übernehmen: "Es ist nie langweilig."