Main-Kinzig-Kreis. Corona-Pandemie, steigende Preise und Fachkräftemangel: Das vergangene Jahr war auch für den Caritas-Verband für den Main-Kinzig-Kreis von vielen Herausforderungen geprägt. Neben einem ausführlichen Bericht zu Arbeit und Finanzen des Verbandes sorgte Ulrich Rücker mit einem Gastvortrag zum Gemeinwohlprinzip für weitere Anregungen.
"2021 war das zweite Jahr in Folge, das durch die Corona-Pandemie und die dadurch erforderlichen Maßnahmen sehr beeinflusst war", stellte Ludwig Borowik, der Vorsitzende des Caritas-Verbandes für den Main-Kinzig-Kreis, fest. Dennoch habe der Verband sich intensiv bemüht, seinem Auftrag nachzukommen und sowohl den Klient*innen als auch den Mitarbeiter*innen gerecht zu werden. So wurden auch im vergangenen Jahr mehrfach die Maßnahmen zum Schutz von Mitarbeiter*innen und Klient*innen angepasst. "Wir sind sehr dankbar für die finanziellen Zuwendungen des Bundes, des Landes Hessen, der Kommunen, der Caritasstiftung im Bistum Fulda und der vielen Spender, die unsere sozialen Dienste weiterhin unterstützt haben", stellt er fest und nutzt die Gelegenheit, sich ebenfalls bei allen Mitarbeiter*innen, Klient*innen und Patient*innen herzlich zu bedanken.
Insgesamt bleibt die Lage für den Verband aber schwierig. So musste für den Haushalt 2022 eine Absenkung der Mittel aus dem Kirchensteueraufkomme von rund 13 Prozent verkraftet werden. "Mit Einsparungen, Kompensationen durch kommunalisierte Mittel des Landes Hessen oder Erhöhung von Umlagen konnten wir personelle Einbußen vermeiden", stellt Borowik fest. Dem Vorstand sei es wichtig, gerade die Angebote der Grunddienste wie Allgemeine Sozialberatung oder Seniorenberatung aufrecht zu erhalten. "Nichtsdestotrotz haben wir mit großer Vorsicht im ersten Halbjahr 2022 bei den Ausgaben und Investitionen heftig auf die Bremse getreten." Hier gelte es, die wirtschaftliche Lage weiter im Blick zu behalten. Bei manchen Fachbereichen seien die kirchlichen Mittel durchaus für die Finanzierung der Eigenanteile notwendig. Jährliche Personalkostenerhöhungen könnten aber damit kaum kompensiert werden. Der Vorstand werde deshalb auch darüber beraten müssen, welche Dienste und Aufgaben in Zukunft aufrechterhalten werden und für welche Bereiche möglicherweise Alternativen entwickelt werden sollen.
Neben dem Bericht zum Verband blickte Borowik auch auf die Diözesanebene, wo in den vergangenen Monaten Beratungen über die Entwicklung der Caritas im Bistum angelaufen sind. Ein großer Prozess, den man mit Spannung verfolge. Der Vorstand des Caritas-Verbandes für den Main-Kinzig-Kreis habe sich hier klar für regionale Strukturen bei der Entscheidungsfindung und einer Stärkung des ehrenamtlichen Engagements vor Ort als Grundlage der Arbeit im Verband positioniert. "Wir wollen uns als Vorstand deutlich mit dem Ziel einbringen, zukunftsfähige Caritasstrukturen zu entwickeln, die sich an der Regionalität und dem Ehrenamt orientieren", so Borowik.
Im Anschluss an den Bericht des Vorsitzenden stellte Geschäftsführer Robert Flörchinger die Zahlen für das vergangene Jahr vor. Hier schließe man mit einem kleinen Plus ab, dass in die Rücklangen eingestellt werde. Im Vergleich zum Vorjahr falle dieses aber bereits deutlich geringer aus. Auch im laufenden Jahr dürfte es eng werden, da die die Pandemie noch einmal verzögert zuschlage. Dies erläuterte er beispielsweise an den zurückgegangenen Belegungszahlen des Übergangswohnheims im Franziskus-Haus in Hanau. Als einen weiteren kritischen Bereich führte er die Belastungen im Bereich der ambulanten Krankenpflege an. Die Mitarbeitenden seien am Rande des Leistbaren. Hier versuche man intensiv neues Personal zu finden, um für Entlastung zu sorgen. Der Markt an Fachkräften sei jedoch nach wie vor nahezu leer. Auch im Bereich der Hauswirtschaftlichen Hilfen könnte man zusätzliche Unterstützung gebrauchen. "Wir würden sofort neue Mitarbeiter*innen einstellen, wenn es sie gäbe", fasst Flörchinger auf Rückfragen hin zusammen.
Nach den Berichten wurde der Vorstand von den anwesenden Mitgliedern einstimmig entlastet. Neben dem gegenseitigen Austausch mit den Mitgliedern zu aktuellen Themen sorgte außerdem Gastredner Ulrich Rücker mit einem kurzen Vortrag zum Prinzip der Gemeinwohlökonomie im Rahmen der Mitgliederversammlung für weitere Impulse und Anregungen.